Spaziergang ins Krokodilparadies: Everglades Safari Park in der Nähe von Miami

Ein Spaziergang ins Krokodil-Paradies - den Everglades Safari Park. Die Everglades sind ein riesiger Naturpark, der fast ein Viertel (!) des südlichen Teils von Florida einnimmt - hier gibt es raue tropische Wälder, düstere Mangroven entlang der Küste und wenig einladende Sümpfe, überwuchert von stacheligem "Sägegras". In diesen sumpfigen Gebieten leben viele Krokodile, Kaimane und andere Alligatoren. Wer den Unterschied zwischen diesen freundlichen Geschöpfen nicht kennt, kann in einem Lexikon nachschlagen oder einfach bis zum Ende weiterlesen. Natürlich trifft man hier auch friedliche, dickhäutige Manatis, verträumte Schildkröten und sogar kleine Flachwasserhaie. Aber die Hauptattraktion solcher tropischen Parks sind die Krokodile. Von Downtown Miami braucht man mit sehr entspannter Fahrt und Stopps nicht mehr als eine Stunde. Die Southwest 8th Street endet - und das Reich der Everglades beginnt: Die Straße führt an Sümpfen und feuchtem Gelände entlang.

Der Tag war bewölkt, aber das hat überhaupt nicht gestört, und die Touren in den Safariparks finden bei jedem Wetter statt, sogar bei starkem Regen - daran sollte man denken. Heute haben wir einen Toyota Camry von CarForLong - ein würdiges, drei Jahre altes Auto, mit dem wir unseren Ausflug ins Land der Krokodile gemacht haben. Alle Safariparks sehen ungefähr gleich aus - wir haben den Everglades Safari Park gewählt, obwohl wir unterwegs noch mehrere ähnliche Orte mit Werbung und Einladungen gesehen haben, die grünhäutigen Monster anzuschauen. Der Eintritt für Erwachsene kostet 25 Dollar, wenn man auf Coupon-Webseiten sucht, findet man gute Deals - wir haben unsere Tickets für 20 Dollar pro Erwachsenem bekommen, obwohl sie einen Tag zuvor noch 18 gekostet haben. Man muss den richtigen Moment erwischen. Die Kinder kamen kostenlos hinein.

Eine lustige Beobachtung - alle Autos sind von den einheimischen Vögeln erobert, frech und völlig planlos. Kaum hatten wir geparkt, saßen sie schon auf dem Dach unseres Wagens, und auf den anderen Autos sah es genauso aus.

Am Eingang des Parks döst ein sehr imposanter und gleichzeitig sehr träger Krokodil. Ein echter. Um das zu verstehen, mussten wir ihn etwa fünf Minuten lang aufmerksam beobachten, bis er ein Auge öffnete und uns mit einem faulen Blick musterte, um wohl einzuschätzen, wie schutzlos und nützlich wir für seine Verdauung wären. Nach ein paar Sekunden schloss er das Auge wieder, und wir verstanden, dass wir die Prüfung als potentielles Mittagessen nicht bestanden hatten. Wenn man bis an den ganz niedrigen Zaun herangeht, ist man nicht weiter als einen Meter von ihm entfernt - man kann ihn komplett und in allen wenig ansprechenden Details betrachten. Aber solche scheinbar schlafenden Kreaturen anzufassen, wird nicht empfohlen, wie uns auch der Wächter in der Nähe sagte.

Nicht weit vom Werbe-Krokodil ist der Parkeingang, und man kann die Airboats sehen - flachbodige Boote mit riesigen Luftschrauben für schnelle, atemberaubende Fahrten. Alle Safariparks in den Everglades sehen ungefähr gleich aus: Holzstege und Brücken, zwischen denen Krokodile in Gruppen umherstreifen, unberührte sumpfige Flächen, in denen sich diese blutrünstigen Ungeheuer vor Touristen verstecken, Schilder mit der Aufschrift "Hände weg von den Krokodilen" und eben diese Luftkissenboote.

Das Parkgelände ist recht klein, und besonders viele Tiere haben wir auch nicht gesehen. Vielleicht war es einfach kein guter Tag für Beobachtungen, vielleicht ist es einfach so. Aufgefallen ist ein authentisches indianisches Kreuz, vermutlich einfach als Teil einer schlichten Ausstellung für leichtgläubige Touristen.

Beim Einstieg ins Boot bekommen die Kinder Rettungswesten, für Erwachsene gibt es diesen Vorteil nicht - ihr eigenes Überleben ist offenbar ihre Sache. Außerdem gibt es orangefarbene Ohrenstöpsel, da der Luftpropeller ziemlich laut ist. Allerdings sind die unangenehmen Gefühle von den festen Stöpseln so stark, dass sie am Ende fast niemand benutzt, und an den Lärm gewöhnt man sich in ein, zwei Minuten - so ohrenbetäubend ist er dann doch nicht. In das Luftkissenboot passen etwa zehn Touristen, einige stecken sich doch Stöpsel in die Ohren, und dann schießt das Boot bereits über die Wasseroberfläche, drückt Schilf und Binsen mit dem Rumpf nieder.

Die Tour wurde von einem imposanten, bärtigen Scout-Onkel geführt, der gleichzeitig der Fahrer des Airboats war. Er fuhr mit uns mitten in den Sumpf und erzählte lange und eher monoton über den Park, seine Bewohner und die Unterschiede zwischen den verschiedenen Krokodilarten. Es wurde Zeit, dieses Geheimnis zu lüften. Der größte Unterschied liegt im Aufbau der Kiefer und der Zähne. Wenn sich die Kiefer eines Krokodils schließen, sieht man den vierten Zahn des Unterkiefers, bei Alligatoren und ihren nahen Verwandten, den Kaimanen, verdecken die Kiefer diese Zähne. Beim echten Krokodil ist die Schnauze spitz, V-förmig, beim Alligator/Kaiman ist sie stumpf, U-förmig. Außerdem können Alligatoren und ihre Verwandten, die Kaimane, nur im Süßwasser leben und obwohl sie Raubtiere sind, haben sie im Allgemeinen eher Angst vor Menschen und beißen ihnen normalerweise nicht in die Beine.

Für die Kinder war es sehr spannend. Da ist zum einen die schnelle Fahrt durch die Sümpfe, besonders beeindruckend der Moment, als wir mit voller Geschwindigkeit in ein Schilf- und Binsengestrüpp hineinrasten wie in eine Wand, so dass man vor Schreck fast die Augen zusammenkneift und einen Aufprall erwartet. Aber natürlich gibt es keinen Schlag, und das Boot gleitet weiter und drückt das weiche Gras unter sich platt. Hin und wieder stoppt das Boot, und alle schauen sich etwas hilflos um, in der Hoffnung, irgendwo versteckte Raubtiere zu entdecken. Die Kinder starren in das dunkle, trübe Wasser. Gefährlich. In Hollywood-Filmen springt in so einem Moment normalerweise ein riesiger Krokodilkoloss hervor, zerquetscht Menschen und Boot, frisst persönliche Sachen und die Schiffsschraube gleich mit. In der Realität passiert das natürlich nicht.

Während der Fahrt flog ein riesiger Schmetterling mit leuchtend tigerfarbener Zeichnung ins Boot, völlig furchtlos, saß den Kindern wie ein zahmes Tier auf den Händen und ließ sich anfassen und genau betrachten. Nachdem er ausgiebig bewundert wurde, haben ihn die Kinder wieder über Bord in seinen natürlichen Lebensraum gesetzt.

Gern würden wir von vielen spektakulären Begegnungen mit Krokodilen auf dieser Tour erzählen, aber so war es nicht. Der Motor des Bootes dröhnt, und offenbar hören die Krokodile dieses Geräusch und ziehen sich lieber zurück. Die ständigen Fahrten nerven die Monster, und Nutzen haben sie von den Menschen keinen - fressen kann man sie ja nicht. Deshalb ist es ziemlich schwierig, hier viele Krokodile zu sehen, maximal 1–2–3 Tiere, und auch die nur kurz. Einige Krokodile lagen auf kleinen Sandbänken zwischen den Mangroven. Das Wichtigste hier ist aber die Jagd- und Suchstimmung, der frische Wind im Gesicht und das Gefühl eines großen Abenteuers. Und all das gibt es - und das ist schon ziemlich gut.

Nach der etwa 20-minütigen Tour durch die Sümpfe bekommen die Besucher ein kleines Showprogramm geboten, bei dem der Keeper geschickt Fleischstücke in die Krokodilmäuler wirft, ihnen den Bauch krault und sogar die Hand ins Maul steckt. Für ein paar Dollar kann man die Bestie auf den Arm nehmen, allerdings ist es dann ein kleineres Exemplar mit zugebundener Schnauze.

Das weitere Abenteuer organisiert man sich dann selbst und es besteht aus einem Spaziergang über das Parkgelände. Besonders große Krokodile liegen hinter Gittern, kleinere Kaimane laufen direkt über die Rasenflächen und schwimmen ganz in der Nähe. Einer von ihnen kreuzte uns in vielleicht anderthalb Metern Entfernung den Weg, was bei Kindern und Ehefrau blanken Schrecken auslöste. Er schenkte uns jedoch keinerlei Beachtung, kroch aus dem Wasser und spazierte seelenruhig ins Schilf, wo er lautlos verschwand. Es war fast ein bisschen schade, denn wir hätten schon gern einmal vor einem echten Krokodil davongelaufen.

Größere Alligatoren sitzen hinter niedrigen Zäunen, aber auch sie sind gut zu sehen. Sie wirken sorglos, doch die Hände auszustrecken und sie zu streicheln, ist trotzdem nicht zu empfehlen.

Insgesamt ein nettes kleines Abenteuer, auch wenn der große Wow-Effekt ausbleibt.)